Monatsspruch März

Aktueller kann kaum ein Monatsspruch sein.Der gerade überstandene Bundestags­wahlkampf war vom Thema „Migration und Asyl“ geprägt. Auch weiterhin – vor allem weltweit – scheiden sich daran die Geister. Überall scheint der Fremdenhass auf dem Vormarsch, werden Migranten für alle Pro­bleme verantwortlich gemacht. Ähnlich wie vor 90 Jahren versucht man den Menschen einzureden, man müsse die Ausländer aus­weisen und schon werde alles besser.

Die moderne Welt erscheint vielen Men­schen kompliziert, verwirrend und unüber­sichtlich. Das macht unsicher, das macht Angst. Da tut es gut, wenn man die passen­den Sündenböcke findet, zumal Fremde vielfach erst einmal als bedrohlich wahrge­nommen werden. Bestenfalls zur Sicherung unseres Wohlstands werden sie geduldet. Aber bereits in den 1970er Jahren stellte Max Frisch mit Blick auf die „Gastarbeiter“ fest: „Man rief Arbeitskräfte und es kamen Menschen.“

Genau darum geht es – um Menschen, mit all ihren Schwächen und Stärken. Migranten und Asylanten sind keineswegs bessere oder schlechtere Menschen als wir, obwohl vielfach davon ausgegangen wird, letzteres treffe zu. Wie bei den Einheimischen finden sich unter ihnen gute und schlechte Mit­menschen. Längst sind Ausländer unver­zichtbar für den Erhalt und den Wohlstand unserer Gesellschaft. Unser Gesundheitswe­sen würde in kürzester Zeit zusammenbre­chen, wenn die von einer rechts orientierten und radikalen Partei geforderte „umfassen­de und rasche Remigration“ erfolgen würde, also alle Menschen mit Migrationshinter­grund vertrieben und die Grenzen dicht gemacht würden.

Natürlich ist unser Sozialsystem nicht grenzenlos belastbar und selbstverständlich kann und muss man verlangen, dass sich Migranten integrieren und an deutsche Ge­setze sowie ethische und moralische Werte unserer Kultur halten. Allerdings muss man ihnen die Möglichkeit dazu geben und sie dabei unterstützen, statt sie zu „unterdrü­cken“.

Pauschale, undifferenzierte und vorschnelle Urteile, unmenschliche Forderungen und falsche Versprechen gegenüber der Wäh­lerschaft sind mit der christlichen Botschaft unvereinbar. Jesu Lehre und Wirken sind eindeutig. Auch er baute auf Lehren des Alten Testaments auf. Wenn man sich als Christ versteht, kann es nur einen Maß­stab geben: das Doppelgebot der Liebe als Grundlage einer praktischen Mitmensch­lichkeit, die zugleich nicht blind gegenüber Fehlverhalten ist. 

Wolfram Paulus